Am liebsten aufgeben... oder doch nicht?
- Maggie
- 19. Feb. 2023
- 7 Min. Lesezeit

Ich war immer der Meinung, ich sei eine unglaublich positive Person. Diese Ansicht teilten auch meine Familie und wahrscheinlich alle meine Freunde. Jedenfalls hatte ich so den Eindruck, weil sie mich immer als lachend, fröhlich und durchs Leben tanzend beschrieben. Und ich glaube, dass das auch meistens der Fall war - aber eben nur meistens. Es ist einfach, durchs Leben zu tanzen und alles in rosa zu sehen, wenn man kaum Verantwortung trägt und es scheint, dass das ganze Leben noch vor einem liegt. Was passiert aber, wenn diese Verantwortung auf einmal wächst, und wächst, und wächst? Und du selbst dich ihr aber nicht gewachsen fühlst? Dann immer noch positiv zu bleiben - das habe ich doch nicht geschafft. Nicht, wenn ich darüber nachdenke.
Und wenn ich darüber nachdenke, dann kommen mir all die Enttäuschungen in den Sinn, die das Leben mit sich gebracht hat. All die Gedanken darüber, was hätte sein können, WENN...
Und dann, ja dann, will man am liebsten einfach aufgeben. Einfach alles sein lassen. Was tut man in diesem Moment? Lässt man sich tatsächlich gehen? Gibt man den düsteren, dunklen Gedanken nach? Es wäre die menschlichste, einfachste... aber auch die traurigste, hoffnungsloseste und charakterloseste Reaktion. Vielleicht erlebst du auch gerade eine solche Enttäuschung. Oder viele Enttäuschungen, ob kleine oder große... Lass mich dir schildern, was ich gerade erlebt habe. Vielleicht hilft es dir auch, so wie es mir geholfen hat.
Da hatte ich mal wieder so einen Moment, wo ich - und ja, du liest es richtig - böse war auf Gott. Und enttäuscht von ihm. Und einfach gerade nichts mehr von ihm wissen wollte. Und da kam ich auf eine total glorreiche Idee: Ich googelte: When God disappoints you (wenn Gott dich enttäuscht). Ich wollte einfach mal wissen, was ich da so lesen würde. Gibt es andere, die das gleiche erleben und fühlen? Wie gehen sie damit um? Und da stieß ich auf einen wirklich interessanten, kurzen Artikel von Chris Cane: https://www.boundless.org/faith/when-god-disappoints-you/
Ich gebe euch hier ein paar der Zitate aus diesem Artikel wieder, die voll auf mich in dem Augenblick (und auch in anderen Momente) zutrafen:
Disappointment with God does not come only in dramatic circumstances. For me, it also edges unexpectedly into the mundaneness of everyday life … I have found that petty disappointments tend to accumulate over time, undermining my faith with a lava flow of doubt. I start to wonder whether God cares about everyday details — about me. (Die Enttäuschung über Gott kommt nicht nur in dramatischen Situationen. Für mich dringt sie auch unerwartet in die Alltäglichkeit des Lebens ein ... Ich habe festgestellt, dass sich kleine Enttäuschungen mit der Zeit anhäufen und meinen Glauben mit einem Lavastrom von Zweifeln untergraben. Ich fange an, mich zu fragen, ob Gott sich um alltägliche Details kümmert - um mich.)
Dieses Zitat stammt aus einem Buch, Disappointment with God (Enttäuschung über Gott) von Philip Yancey (nein, diesen Autor kenne ich nicht, und das Buch auch nicht, aber das aus ihm stammende Zitat in dem Artikel fand ich so passend und es drückte meine Gefühle einfach so gut aus!!).
I believe one of the most neglected practices in many western churches is lament. Lamenting is crying out to God from an overwhelming sense that life is not what it should be. As one writer put it, lament is “an urgent outcry of one in dire distress.” This deep cry is the kind we see in Psalm 13:1-2, where the Psalmist writes, “How long, O Lord? Will you forget me forever? How long will you hide your face from me? How long must I take counsel in my soul and have sorrow in my heart all the day? How long shall my enemy be exalted over me?”(Ich glaube, eine der am meisten vernachlässigten Praktiken in vielen westlichen Kirchen ist die Klage. Die Klage ist ein Schrei zu Gott, der aus einem überwältigenden Gefühl heraus entsteht, dass das Leben nicht so ist, wie es sein sollte. Wie ein Autor es ausdrückt, ist die Klage "ein dringender Aufschrei eines Menschen in großer Not". Dieser tiefe Schrei ist die Art, die wir in Psalm 13,1-2 sehen, wo der Psalmist schreibt: "Wie lange noch, Herr? Wirst du mich für immer vergessen? Wie lange willst du dein Gesicht vor mir verbergen? Wie lange muss ich noch in meiner Seele zerbrechen und den ganzen Tag in meinem Herzen trauern? Wie lange wird mein Feind über mich erhaben sein?")
Ist da nicht etwas Wahres dran? Habe ich nicht immer als Christ gedacht, dass alles super sein sollte, ich immer positiv sein sollte, durchs Leben tanzen sollte... Aber ja, die Klage gehört zum Leben dazu. Denn das Leben ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Und als Christ darf man auch Momente erleben, wo man nicht nur Halleluja singt. Die Frage ist nur, was man daraus macht.
You need to grieve, but you don’t want to be so paralyzed by it that you stay there. Don’t give up. I found that on some days the easiest way out of my disappointment with God seemed to be to quit, tell God “goodbye” and start making my life look like I imagined it should. When these thoughts come, don’t give in. Stay. Sometimes faith looks like walking with the lights off, having an idea of the direction to go but still stumbling along anyway. Walking with God even when nothing about your life makes sense takes courage. When I was in my lowest valley, thinking God gave everyone good gifts except for me, I still chose to get up every day, go through my morning routine, head to work, help others and do homework. Even when life is tough and living it becomes an act of bravery, we must rise, get out of bed and walk by faith. (Wir müssen trauern, aber wir dürfen nicht so gelähmt sein, dass wir dort bleiben. Gib nicht auf. Ich habe festgestellt, dass es an manchen Tagen der einfachste Weg aus meiner Enttäuschung über Gott zu sein schien, aufzugeben, Gott "auf Wiedersehen" zu sagen und mein Leben so zu gestalten, wie ich es mir vorstellte. Wenn diese Gedanken kommen, gib nicht auf. Bleibe. Manchmal sieht Glaube so aus, dass man mit ausgeschalteten Lichtern geht, eine Ahnung hat, in welche Richtung man gehen muss, aber trotzdem weiterstolpert. Es erfordert Mut, mit Gott zu gehen, auch wenn nichts in deinem Leben einen Sinn ergibt. Als ich in meinem tiefsten Tal war und dachte, dass Gott allen außer mir gute Gaben gegeben hat, bin ich trotzdem jeden Tag aufgestanden, habe meine Morgenroutine durchgezogen, bin zur Arbeit gegangen, habe anderen geholfen und Hausaufgaben gemacht. Auch wenn das Leben schwer ist und es zu einem Akt der Tapferkeit wird, müssen wir aufstehen, aus dem Bett steigen und im Glauben gehen.)
Wow, dieser Teil tat mir echt gut. Es gibt auch andere, die so etwas erleben. Ok, der Autor dieses Artikels litt unter einer gescheiterten Beziehung, was ja nun offensichtlich nicht mein Fall ist. Aber es gibt so viele mögliche Enttäuschungen. Und ja, wir können immer andere Menschen auf diesem Planeten finden, denen es viel schlechter geht und die viel mehr Grund zu Enttäuschungen hätten. Aber in solchen Momenten helfen auch diese Gedanken nicht.
Piper’s tweet doesn’t end on grief. After you’ve grieved the losses, he explains, “then wipe your face. Trust God. And embrace the life you have.” This is what we all must do. We can waste our energy trying to make a story happen, or force life to look a little more like we had planned. Or we can try to faithfully live the life we have been given, walking closely with God. (Pipers Tweet endet nicht mit der Trauer. Nachdem du den Verlust betrauert hast, erklärt er, "dann wische dein Gesicht ab. Vertraue auf Gott. Und nimm das Leben an, das du hast." Das ist es, was wir alle tun müssen. Wir können unsere Energie darauf verschwenden, eine Geschichte zu erzwingen oder das Leben so zu gestalten, dass es ein wenig mehr so aussieht, wie wir es geplant haben. Oder wir können versuchen, das Leben, das uns geschenkt wurde, treu zu leben und eng mit Gott zu gehen.)
Ja, das ist es. War ja eigentlich auch so gut wie immer meine Devise gewesen: Mach das Beste draus. Es ist aber einfacher, wenn ich es mit Gott mache, als ihm den Rücken zuzukehren.
Also zusammenfassend: Ja, ich darf ruhig trauern. Ja, ich darf meiner Enttäuschung Luft machen. Und dann denke darüber nach, woher diese Enttäuschung stammt. Hier noch ein Zitat aus dem Artikel:
I was disappointed in Him because, deep down, I thought He owed me something. I had been in both church and parachurch ministry. I’m a seminary student. Certainly, I thought, God owes me something. I’ve earned it. As I thought about this, I realized my perspective related more to Eastern religion’s view of karma than it did the grace found in Jesus Christ. (Ich war enttäuscht von ihm, weil ich dachte, er sei mir etwas schuldig. Ich war sowohl im kirchlichen als auch im außerkirchlichen Dienst tätig. Ich bin Student eines Seminars. Sicherlich, dachte ich, schuldet Gott mir etwas. Ich habe es mir verdient. Als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass meine Sichtweise mehr mit der Auffassung der östlichen Religion von Karma zu tun hatte als mit der Gnade, die in Jesus Christus zu finden ist.)
Es ist schon etwas peinlich, das zuzugeben. Aber es ist mir tatsächlich erst jetzt bewusst geworden. Ich hatte ziemlich aufgegeben, damit Marc Theologie studieren und Pastor werden kann. Viele meiner Enttäuschungen sind sogar damit verbunden. (Werdet jetzt aber nicht panisch - ja, ich unterstütze ihn weiter darin, und er wird es auch definitiv weiter machen, aber einfach ist es nicht immer.) Und da dachte ich dann eben, naja, dass Gott mir durchaus eine "Belohnung" geben könnte... Aber nein, wir können uns bei Gott nichts verdienen. Deswegen kann ja auch der schlimmste Sünder zu ihm kommen und er liebt ihn und vergibt ihm alles.
Und zum Schluss: Reiß dich zusammen, und mach das Beste aus deinem Leben, so wie es ist. Liebe dein Leben, voller Freude und Enthusiasmus (von Gott gegeben, denn manchmal ist das durchaus unmenschlich), denn nur so kann es wirklich schön werden!!

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